Die Sonne steht schon hoch am Himmel, als ich kurz vor Mittag in Rottweil ankomme. Ich bin zum ersten Mal hier in dieser Stadt und weiß zunächst nicht, wohin ich mich wenden soll. Doch freundliche Bürger weisen mir den richtigen Weg und neugierig betrete ich den Turnierplatz. Schon auf den ersten Blick sehe ich, dass sich die Organisatoren mächtig Mühe gegeben haben, diesen Ort herzurichten, doch er ist perfekt! Überall stehen bunte Stände und gleich am Eingang ein riesiges Willkommensschild. Da ich sehr weit geritten bin, beschließe ich, zunächst etwas zu trinken und lande kurz darauf an Annettchens Stand, wo es riesige Regale voller Wein zu sehen – und natürlich auch zu trinken – gibt.
Annettchen sucht mir auch gleich ein leckeres Tröpfchen raus, mit dem ich meinen Durst stillen kann. Ich blicke mich um und sehe überall schmucke Männer in schönen Uniformen – und erinnere mich daran, dass auch die Heimkehr der wackeren Soldaten heute gefeiert wird. Vor dem Armeestand haben sich ein paar Zivilisten eingefunden, vielleicht können hier noch künftige Kämpfer angeworben werden. Verwundert sehe ich, dass einige bereits einen Anstecker mit: „Komm zur Armee, da ist es schee“ anstecken haben. Als ich weiterschlendere, blicke ich auf einen Stand mit vielen leckeren Köstlichkeiten und sehe plötzlich jemanden, den ich kenne: Prinzessin ist ebenfalls den weiten Weg gekommen, um hier einen Stand zu betreiben. Ich plaudere ein paar Worte mit ihr und bestelle mir auch gleich ein leckeres Würstchenbrot. So gestärkt komme ich am Stand der Bogenschützen vorbei und lasse mich gerne zu einem kleinen Spiel überreden. Doch meine Schießkünste lassen zu wünschen übrig und ich bin froh, niemanden verletzt zu haben (zumindest hoffe ich, dass der Popo im Pfeil dieses einen Besuchers nicht von mir war, o-oh). Hoffentlich sehen die anwesenden Soldaten das nicht als Kriegserklärung, doch die fallen vor Lachen beinahe von den Bänken. Hochrot vor Scham beschließe ich, ungefährlichere Aktivitäten zu betreiben und lande beim Sackhüpfen. Dort kann ich mir immerhin den vierten Platz erhoppeln. Außer Atem beschließe ich, noch beim Topfschlagen vorbeizuschauen, doch dort steht eine Schlange von Menschen und ich setze mich erstmal in Ruhe hin und trinke ein Bier. Lecker.
Eine fremde Frau drückt mir auf einmal einen Strauß Blumen in die Hand. Verwundert blicke ich sie an. „Das ist für die Soldaten“, sagt sie zu mir, „gleich beginnt doch die Parade“. Als ich zu ihr sage, ich hätte aber niemand Speziellen, auf den ich warte, lächelt sie: „Dann wirf die Blumen vor ihnen auf die Straße.“ Schon ist es soweit, bereits anwesende Soldaten mischen sich mit den gerade eintreffenden am Stadttor und gemeinsam ziehen sie unter dem Jubel der Bevölkerung in Rottweil ein. Die Menschen sind froh, dass ihre Liebsten wieder gesund heimgekommen sind. Die Soldaten, die eben noch so müde waren, dass sie glaubten, keinen Schritt mehr gehen zu können, marschieren nun aufrecht und stolz durch die Straßen zum Festplatz. Es ist ein bewegendes Bild.
Langsam beginnt die Dämmerung und ich sehe erstaunt den Auftritt eines Feuerspuckers: Hell und rot bläst er immer wieder hohe Feuersäulen in den Nachthimmel. Ich mische mich unter die Festbesucher – Einheimische und Fremde – und fühle mich willkommen.
Der Jahrmarkt läuft noch am heutigen Sonntag, 16. September 1455, in Rottweil. Ein Besuch lohnt sich!
Winella
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