Sonntag, Dezember 16

Mysteriöse Gestalten in Landshut


Am vergangenen Donnerstag, den 13. (!) Dezember wurde das ruhig vor sich hinplätschernde Leben in Landshut für einige Minuten vollkommen auf den Kopf gestellt. Seltsame Gestalten, wie sie noch nie zuvor in Landshut hatten beobachtet werden können, trafen sich vor einem kleinen Haus Ecke Podewilsstraße/Maximilianstraße und drangen vermummt in das Gebäude ein. Gewandet waren diese Eindringlinge in gar seltsame Kleidung. Zielstrebig entwendeten diese Personen einen Zierfisch aus dem Haus, um ihn in ein fernes Land namens „Japan“ – angeblich die Heimat dieses Brokatkarpfens – zu fliegen. Vikar Kodiak sieht das Ziel der Reise an einem anderen Ort: „….sie dann direkt zur Hölle fuhren“. Aus Angst um seine Gemeinde hat der Vikar nun weiteren kirchlichen Beistand nach Landshut erbeten, um ein Umsichgreifen dieser Dämonie zu verhindern. Dem Landshuter Kurier ist es gelungen, mit einem der sogenannten „Superhelden“ ein Gespräch zu führen.


Landshuter Kurier (LK): Spiderman, ich danke Euch für die schnelle Bereitschaft zum Interview.


Spiderman (SP): Sehr gerne, werte Winella. Als Superheld hat man es heutzutage ja auch nicht immer leicht. Oftmals werden einem dämonische Eigenschaften oder ganz menschliche Fehler unterstellt, und da hat man dann keine Möglichkeit sich zu rechtfertigen. Daher danke ich euch nun für eben jene.

LK: Was viele interessiert: Wurdet Ihr gerufen oder handelt Ihr auf eigene Order?


SP: Wir sind aufgrund unserer Kräfte sehr mit der Natur verbunden. Daher wissen wir natürlich sofort, wo Not entstanden ist und können sofort einschreiten. Außerdem hatten wir betreffende Person schon länger im Auge, da sie scheinbar im Stande war, aus einer kleinen, jungen kerngesunden Katze eine alte, kranke zu machen, die kurz darauf verstarb. Für sie kam leider jede Hilfe zu spät.
Deswegen mussten wir den Koi sofort retten, da hieß es: keine Minute verschenken.


LK: Hattet Ihr und Eure Freunde den Plan schon länger gefasst?


SP: Nein, ein Plan war natürlich nicht vorhanden, handelte es sich doch eindeutig um eine kurzfristig entstandene Notsituation des Kois, der unliebsam und gesetzlos aus seiner natürlichen Umgebung geraubt worden ist und sein Ende in einem gar hoheitlichen Eimer finden sollte.
Da musste spontan und schnell eingegriffen werden, was wir dann ja auch taten.


LK: Ist der Koi nun wirklich in Japan?


SP: Ja, laut den letzten Erkenntnissen ist Superman gut in Japan angekommen, hat den Koi auch gut abgeliefert. Allerdings musste er einige Zwischenstops einlegen, da sich aufgrund seiner Reisegeschwindigkeit und der dadurch entstandenen Reibung am Transportgefäß das Wasser sehr stark erhitzt hatte und er es ständig austauschen und kühlen musste.
Dank der guten, internationalen Beziehungen der Superhelden untereinander wird unser kleiner Freund nun sein restliches Leben in den Teichen am Hofe des Kaisers verbringen.

LK: Ihr seid ja eine relativ gemischte Truppe. Wie habt Ihr und Eure Freunde euch gefunden?


SP: Ach jee, das ist eine lange Geschichte. Genaugenommen kennen wir uns alle schon ewig um zehn Ecken, aber wiedergefunden haben wir uns auf der jährlichen Hauptversammlung der Superhelden.
Wir haben uns aufgrund unserer diversen Kräfte und Eigenschaften zusammengefunden:
Heman ist unglaublich stark.
Wonder Woman ist die Erfahrenste unter uns und ihr goldenes Lasso hat schon so manchen Lügner enttarnt.
Superman ist einfach Superman, er kann alles, ist nur leider etwas anfällig für billige grüne Edelsteinimitate.
Ivy, nun, jeder sollte ein Pflänzchen um sich haben, oder?
Cat ist einfach unglaublich sexy, wer kann ihrem Charme schon widerstehen?
Naja, und meine Wenigkeit eben noch.


LK: Zwei gute Freundinnen wollen von Euch persönlich wissen? Tragt Ihr den Anzug auch nachts und sabbert Ihr? Sie haben noch jede Menge mehr gefragt – darf ich Euch ihre Adresse geben?


SP: Sicherlich habt ihr Verständnis dafür, wenn ich auf derart persönliche Fragen nicht näher eingehen kann. Das ist uns in unserem Superhelden-Codex leider untersagt. Nein, ich habe sämtliche Ausscheidungen von Körperflüssigkeiten jederzeit 100%ig unter Kontrolle. Ich weiß also nicht, wie ihr darauf kommt, dass ich sabbere.
Mich ehrt das Interesse eurer Freundinnen sehr, richtet ihnen meine Besten Wünsche aus. Vielleicht lässt es sich einrichten, dass ich auf einer Patrouille mal vorbeischaue.

LK: Vielen Dank, Spiderman, für Eure Antworten. Grüßt Eure Freunde ganz herzlich von uns.


SP: Ich habe zu danken. Ich würde gerne noch ein paar Worte an die Leser richten.
Das Kommando "Grüner Frieden" ist nun mit der Aktion "Rettet den Koi" in Erscheinung getreten. Wir agieren weltweit zu jeder Tages- und Nachtzeit. Es geht uns nicht nur um Tiere. Sollten wir erfahren, dass Menschen zu Schaden kommen, sind wir genauso zur Stelle.
Also, hütet euch, anderen Unrecht zu tun.
Immer schön artig bleiben...

Anmerkung der Autorin: Während des Gespräches mit dem Superhelden verspürte ich keinerlei dämonische Kräfte oder Schwefelhauch aus der Hölle. Ich hoffe also, dass sich der Vikar ganz umsonst Sorgen machen muss. Enttäuschen muss ich die Leser, die gehofft haben, wir würden eine Superhelden-Hotline-Nummer drucken: Nein, die Superhelden werden wohl nicht kommen, wenn Ihr es nicht schafft, alle Eure Kühe zu melken….