Sonntag, Dezember 30

Gedicht der Woche

Die Frage

Am frühen Morgen im Palast, im Pyramidenschatten
Schlingt sie ihr Frühstück voller Hast und sagt zu ihrem Gatten: Anch-Amun, König und Gemahl, ich höre gerade eben
Mich zwingen die Geschäfte fort, diesmal muss ich nach Theben.

Das teuerste, was ich besitz, liegt nun in deinen Händen
Die Kinder, die ich dir gebar, der Spross aus deinen Lenden
Die Tochter, unser Augenstern, gar scharf ist ihr Verstand
Doch neigt zur Rebellion sie gern, bedarf der harten Hand

Der Jüngste , uns’res Landes Prinz, somit nicht zu ersetzen
greift gern nach Messern, Scheren, Glas und könnte sich verletzen
Gib auch im Garten Acht aufs Kind und halt es fern vom Strauch
Denn giftig seiner Beeren sind, und Stacheln hat er auch!

Der Garten, fällt mir gerade ein, vergiss ihn nicht zu gießen!
Zweimal am Tag muss es schon sein, auf dass die Triebe sprießen.
Der König sitzt gar lange schon gequält an seiner Tafel
Und spricht: Nofre, mein lieber Schatz, hör auf mit dem Geschwafel!

Bevor du dich mit Sorgen plagst, die dich, Weib, quälen grässlich:
Ich mache alles, wie du’s sagst, du weißt, ich bin verlässlich
Dann eilt sie los, der Sorgen voll, dass sie sich nicht verspäte
und fragt sich tut Anch-Amun wohl, was sie, die Nofre, täte?

(dKsN = Dem Kuni sein Nachbar)