Sonntag, Oktober 14

Aus den Nachbarboten: Rücktritt von Alane

Deggendorf, 10. Oktober 1455

Gestern hat in einer bewegenden Rede Königin Alane, die erste auf den Thron verzichtet und abgedankt.
Die Königin bedankte sich unter Tränen bei all denen, die ihr beigestanden hätten und beklagte sich über die Intrigen im Kronrat, die ihr ein Weiterarbeiten zum Wohle des Volkes unmöglich gemacht hätten. Sie verglich dabei ihre Arbeit im Kronrat mit einem Kampf gegen Windmühlenflügel.
Als Interimsregentin setzte Alane die Erzkanzlerin Arioste ein und berief gleichzeitig eine Kurie, die nun einen geeigneten Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin finden soll.
Der Vorsitzende des Kronrates, Herr Alveran reagierte bestürzt auf die Ankündigung und machte auch die mangelnde Bereitschaft des Volkes, die Königin zu unterstützen, dafür verantwortlich, dass Alane diesen Schritt vollziehen musste.
Vor dem Balkon, auf dem Alane ihre Ansprache hielt, versammelte sich im Laufe der Rede eine große Menschenmenge, die völlig bestürzt und zum Teil unter Tränen der Königin lauschte.
Nach der Rede der Königin brachen alle in laute Hochrufe aus, um Ihrer Majestät für dero vorzügliche Arbeit zu danken.
Unter die Hochrufe mischten sich auch kritische Stimmen, die vor allem eine mangelnde Transparenz der Kronratsentscheidungen bemängelten und darauf hinwiesen, dass sich durch die Abdankung Ihrer Majestät die Dinge für den „kleinen Bürger“ wohl nicht entscheidend ändern würden.
Insgesamt scheint es vor allem um die Frage zu gehen, welchen Weg das Reich in Zukunft nehmen soll.
Auf der einen Seite gibt es die Verfechter eines „starken“ Reiches, bei dem die Provinzen mehr oder weniger auf Souveränitätsrechte zugunsten des HRRdN verzichten müssten, auf der anderen Seite, diejenigen die das Prinzip der Subsidarität gestärkt sehen wollen. Durch den Thronverzicht wurde die Seite der Reichsregierung sicherlich geschwächt und die Regenten in den Provinzen gehen aus diesem Machtkampf gestärkt hervor.
Doch der Preis dafür war sicherlich hoch. Ob er zu hoch war, das wird nun die Zeit entscheiden.

Richard de Godefroi